Auswahl der Schalen für die Züchtung von Bonsaipflanzen – Größe und Form derGefäße


Am Anfang unserer Miniserie über die Bonsaigefäße kommen wir zu einer Grundsatzentscheidung. Diese besteht in der Wahl der richtigen GRÖSSE UND FORM

Im weiteren handelt es sich um Ausstellungsbäume, die sich nicht im Stadium der anfänglichen Züchtung befinden, wo die Schalengröße den Züchtermöglichkeiten unterworfen ist. Was die definitive Größe einer Schale angeht, so wird diese für angemessen befunden, wenn die Höhe dem Durchmesser des Stamms an der Sohle entspricht. Die Länge sollte ungefähr zwei Dritteln der Baumhöhe entsprechen.

Diese Regeln sind lediglich zur Orientierung. Es besteht keine Notwendigkeit sich unbedingt an diese Regeln zu halten, aber es ist gut diese zu kennen.

Es existieren auch Formen der Züchtung, die vollkommen abweichen. Beispielsweise Kaskaden, Halbkaskaden, Landschaften, kleine Wälder und Gruppen. Hierbei werden von den Züchtern absichtlich sehr tiefe oder im Gegenteil sehr flache Gefäße verwendet. Oftmals reichet ein flacher Stein bereits aus.

Entscheidend ist ein Milieu zu schaffen, dass den natürlichen Bedingungen der Bäume entspricht. Bei den Kaskaden und Halbkaskaden stellt eine äußerst tiefe Schale eine dramatische Felsenlandschaft dar. Die Gefäßhöhe ist ein Kompositionselement zur Gestaltung eines wunderschönen „Wasserfalls“ in der Kaskade.

Das genaue Gegenteil wird bei der Gestaltung von Landschaften, kleinen Wäldern und Gruppen benötigt. Der Betrachter sieht nicht mehr detailliert jeden Baum an. Er hat in seinem Blickfeld eine ausgeweitete Naturlandschaft vor sich. Den Eindruck einer Landschaft erzeugt lediglich ein sehr flaches Gefäß, dass kaum wahrgenommen wird und welches dem Betrachter " einen räumlichen Eintritt gewährt. Für diese Ausdrucksart sollte eine verhältnismäßig breite Schale, damit ausreichender Platz zur Bildung einer Landschaft zur Verfügung steht, verwendet werden.

Bei den Gruppen können gegenteiliger Weise enge Schalen verwendet werden. Es geht nicht darum, eine Tiefe, sondern ein größeres Detail darzustellen.

Bei der Wahl der richtigen Bonsaischale sollte zu erst klargestellt werden, welche Form und welchen Charakter unser Baum hat. Eine Grundregel zur Bestimmung ist das sogenannte OPTISCHE GEWICHT der Pflanze. Diesel wird durch die Form der Pflanze geprägt. Wir beurteilen, wie das Gesamtbild auf uns wirkt. Hat der Baum einen Ausdruck von Kraft, ist er majestätisch und von Festigkeit geprägt, ist der Stamm schwer, kräftig und mit einer groben Borke und sind die Äste gabelförmig, wird dieser Baum einen anderen Gefäßtyp benötigen, als ein schmaler, subtiler Baum, der über eine Rundkrone und eine glatte Rinde verfügt. Allgemein kann festgestellt werden, dass Laubbäume ein kleineres optisches Gewicht haben als immergrüne Nadelbäume. Diese sind leichter, heller und freundlicher im Eindruck als Koniferen. Von diesen, geht im Gegensatz zu den anderen, ein Gefühl von Ruhe, Stabilität und Würde aus. Der Ausdruck ist grob und massiv. Die Eigenschaften des Baumes muss auch dessen Gefäß haben. Wenn wir uns die Gefäßauswahl einfacher gestalten wollen, dann platzieren wir Laubbäume einfach in ovale und Nadelbäume in eckige Schalen. Genau wie bei Menschen der Charakter unterschiedlich ist, gilt dieses auch bei den Pflanzen. Zu jeder passt etwas anderes. Deshalb existiert eine große Menge an Übergangsformen. Der Grundausdruck, optisch schwere Form, wird durch verschiedene Art und Weisen leichter gestaltet.

Auf dem Bild Nr. 1 ist zu sehen, wie sich bei einem Blick von oben das Gewicht des Gefäßes verkleinert. Dieses geschieht durch das Abziehen der Kanten, die Abrundung und Erweichung der Konturlinie. Im Oberen Bereich ist ein strenges Rechteck, dass nachunten hin im Eindruck leichter wird. Das Ergebnis und vom Gefühl her das leichteste, ist ein Oval. Das gleiche gilt für den Übergang von einem Quadrat zu einem Kreis. Siehe Bild Nr. 2. Jede der Formen hat eine eigene „Gewichtskategorie“.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Seitenkontur des Gefäßes. Auch bei einem seitlichen Anblick empfinden wir verschiedene Gewichtsstufen. Eine Gewichtsverkleinerung erzielen wir durch verschiedene Art und Weisen:

DIE VERKLEINERUNG DER BASIS

Je kleiner die Basis der Schale, um so kleiner ist die Robustheit. Auf dem Bild Nr. 3 senkt sich das Gewicht zweier Formtypen stufenweise ab. Immer von oben nach unten. Eine gesetzte Form ist immer leichter. Die Untersten Gefäße sind fast tellerförmig. Diese könnten ein harmonisches Ganzes mit einer Pflanze, die einen schmalen, subtilen und leichten Stamm besitzt, bilden.

FORMABSCHLUSS

Eine bedeutende Absenkung des optischen Gewichts wird durch eine Abrundung und den Abschluss der oberen Schalenlinie erzielt. Ein breit geöffnete Form, siehe Bild Nr. 4, vermittelt das Gefühl der größten Masse. Mit dem Abschluss wird dieses wiederum leichter. Bonsaipflanzen mit einem leichteren, schmalen Stamm sollten in nach innen hin abgerundete Gefäße gepflanzt werden.

DIE SCHWERPUNKTVERLAGERUNG NACH OBEN

Mit einer Schwerpunktverlagerung aus dem unteren in den oberen Bereich der Schale, kommt es zu einer Gewichtsabnahme. Das Gefäß steht mit seinem Gewicht weniger auf dem Untersetzer. Die Form ist mehr gespannt und eleganter.

OPTISCHE ABSENKUNG

Je niedriger die Schale in ihrer Proportion, desto mehr vermittelt diese ein leichteres Gefühl an Gewicht. Die Höhe des Gefäßes kann optisch durch eine horizontale Trennung gesenkt werden. Sich wiederholende parallele Linien verlängern die Form immer in der jeweiligen Richtung, in der diese verlaufen. Damit wird der Gesamteindruck niedriger. Bei Vertikalen – z.B.: bei Kaskaden – kommt es zu einer Verjüngung. Zu diesem Ergebnis gelangt man durch die Verwendung von verschiedenen Bändern, Streifen, Kartuschen, Rinnen und Rillen.

DER EINFLUSS DES RANDES AUF DEN CHARAKTER DES GEFÄßES

Durch eine stufenweise Betonung der Schalenränder erzielen wir eine Zunahme des visuellen Gewichts. Auf dem Bild Nr. 7 sehen wir zwei Trios von Basisformen. Die oberen drei Schalen sind offen, das untere Trio ist im Gegensatz dazu geschlossene Gefäßtypen. Bei beiden können wir nachvollziehen, wie bei einer Randverstärkung auch deren optisches Gewicht zunimmt.

DIE AUSWIRKUNG VON FÜßEN AM GEFÄß

Eine eigene Rolle beim Bestimmen des Schalencharakters spielen auch die Füße. Beispielsweise handelt es sich um deren Platzierung. Das Gefäß wird durch das Verlaufen der Füße unter die eigentliche Grundform leichter – siehe Bild Nr. 8. Die schwerste Variante steht oben – die Füße sind auf gleicher Höhe, wie die Kontur der Schale.

Einen bedeutenden Einfluss hat auch deren Länge und Höhe. Je länger und niedriger, desto größer das Gefühl des Gewichts und der Stabilität (Bild 9).

Den Charakter der Schale ergänzen auch verschiedene, gestalterische Elemente der Füße. Eine schwere Pflanze benötigt eine voluminöse Schale mit ganz schlichten Füßen. Mit einem steigenden Gefühl an Leichtigkeit und Eleganz der Bonsaipflanzen kann die Formkomplexität der Füße an der Schale steigen. Mit der Leichtigkeit, der Pracht und der feinen Detailausarbeitung wird die Gesamtkomposition des Werks leichter gemacht.



Schalenfarbe


In diesem Artikel werden wir uns mit der richtigen FARBWAHL der Bonsaischale befassen.

Wie bereits oft angeführt, bilden das Gefäß und die Pflanze ein Ganzes. Die Beziehung muss hinsichtlich der Form und Farbe harmonisch sein. Eine Perfektion kann durch die Wahl eines Farbtons erzielt werden, der sich in Harmonie mit der Baumfarbe befindet und der gleichzeitig dessen Charakter wiederspiegelt und untermalt.

Der Farbton hat nicht nur eine dekorative, sondern auch eine psychologische Funktion. Der Züchter sucht nach gleichen Charakterelementen der Pflanze und der Schalenfarbe. Ein Anhaltspunkt ist wiederum die Bestimmung des OPTISCHEN GEWICHTS der Pflanze. Dieses ist durch die Form gegeben.

Hat der Baum einen Ausdruck von Kraft, ist er majestätisch und von Festigkeit geprägt, ist der Stamm schwer, kräftig und mit einer groben Borke dann wird dieser Baum einen dunkleren, ernsthaften und schwereren Farbton benötigen. Bäume mit schlankem, leichten Ausdruck, mit fein verzweigtem Geäst und glattem Stamm benötigen eher das Gegenteil. Allgemein kann festgestellt werden, dass Laubbäume ein geringeres optisches Gewicht aufweisen haben als Koniferen. Der Ausdruck der Blätter ist lebendiger, heller und fröhlicher als die Baumkrone der Nadelbäume. Bei diesen respektieren wir Ruhe, Stetigkeit und Würde.

Für eine Veranschaulichung führen wir eine unverbindliche Tabelle mit Beispielen für den Pflanzencharakter und entsprechende Schalenoberflächen an.

Tabelle Nr. 1
GefäßoberflächencharakterCharakter der Pflanze
dunkel, unglasiert, grob bis sehr grobOptisch schwerer Nadelbaum, dramatische Form
dunkel, unglasiert, geglättete OberflächeNadelbaum mit leichtem Stamm
dunkel, matte GlasurNadelbaum mit leichtem Stamm
hell, unglasiert,geglättete OberflächeOptisch schwerer, laubabwerfender Laubbaum, nadelnabwerfender Nadelbaum
hellere, matte GlasurLaubbäume des Innen- und Außenbereichs, nadelnabwerfender Nadelbaum
glänzende GlasurImmergrüne Pflanzen mit glänzenden Blättern, attraktiven, farbigen Blättern oder Blüten

Bei den Farben wird zwischen der SÄTTIGKEIT und der HELLIGKEIT unterschieden.

Die Helligkeit bestimmt die Platzierung der Farbe auf der Skala von Weiß bis Schwarz.

In der Bonsaizüchtung wird sehr vorsichtig mit ungebrochenen satten Tönen gearbeitet. Die Farben der Gefäße dürfen keinesfalls von der Betrachtung der Pflanze ablenken. Die gleiche Regel wird auch hinsichtlich der Helligkeitsqualität angewendet. Die Verwendung eines sauberen weißen oder eines tiefschwarzen Tons ist problematisch. Je farblich intensiver der Baum ist, desto intensiver kann die verwendete Schale sein.

Damit das Verhältnis Baum-Schale nicht bis zur Monotonie ausgeglichen ist, empfehlen wir die Verwendung eines ein wenig satteren Tons der Schale.

Eine intensivere Einfärbung wählen wir bei blühenden Pflanzen, die intensiv verfärbte Blätter bzw. Früchte haben oder bei Bonsaiminiaturen ( MAME), wo die Gefäßfläche sehr klein ist und die feine Komposition Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte.

Eine farbliche Harmonie kann auf zwei Arten erzielt werden: durch die farbliche Ähnlichkeit oder den farblichen Kontrast.

SCHALENAUSWAHL LAUT DER FARBLICHEN ÄHNLICHKEIT

Hierbei handelt es sich um die gängigste Art des schöpferischen Herangehens. Der Bonsaizüchter sucht ähnliche Farbtöne laut der Baumkrone oder dem Baumstamm. Meistens geht man von der Farbe des Baumstamms aus.

Es kann natürlich nicht die Aussage gemacht werden, dass die Bäume lediglich einen braunen Stamm besitzen. Der empfindliche Betrachter findet einen großen Menge an grauen, violetten, ocker und anderen Farbtönen. Die Farbe des Stammes geht über in die Baumkrone und dadurch kommt es zu einer vollkommenen Verbindung ähnlicher Töne der Schale mit dem Stamm bis hin zur Krone der Bonsaipflanze.


Es besteht die Frage ob man lediglich von der Farbe der Blätter bzw. Nadeln ausgeht. Fade erscheinen Bäume mit einer massigen grünen Baumkrone in Gefäßen gleicher Farbtöne. Die Blattfläche wird durch einen mittleren Hauptton grüner Farbe gebildet. Mehr von dieser Farbe würde in der Empfindung nicht mehr tragbar sein. Bei der Schalenauswahl richten wir uns nach den Nebentönen graugrün, graublau, gelbgrün oder silbern, die in kleinerem Umfang vertreten sind.

SCHALENAUSWAHL LAUT DEM FARBLICHEN KONTRAST

Nunmehr gehen wir einen etwas anstrengenderen Weg um die farbliche Harmonie zu finden. Ziel ist jetzt nicht mehr einen ähnlichen Ton zu einem anderen zu finden, sondern wir versuchen zwei unterschiedliche Töne in Einklang zu bringen.

In der Bonsaipraxis gehen wir diesen Weg, wenn es sich um Bäume mit sehr farbintensiven Blättern (z.B.: Japanischer Ahorn), Blüten oder Früchten handelt. Zu deren Farbsystem wird eine Komplementärfarbe der Schale gesucht, die deren typische Verfärbung noch mehr unterstreicht und betont. Wir wenden die Farbe nicht nur dekorativ, sondern auch psychologisch an. Wir unterstreichen den Teil der Pflanze, der die entsprechende Art besonders charakterisiert.

Mit der Farblehre haben sich in der Geschichte eine Reihe von Physikern, Chemikern, Philosophen und Künstlern beschäftigt. Als Beispiele können bekannte Persönlichkeiten, wie Newton, Ostwald, Delacroix, Itten, Klee benannt werden und sogar der große Goethe schrieb 1810 seine Farbenlehre. Hier besteht die Möglichkeit anzusetzen. Die oswaldsche Farbenunterteilung, ausgedrückt durch einen Kreis, hat sich am besten bewährt. Siehe Bild Nr. 1.

Dieser setzt sich aus den Spektralfarben zusammen, die bei der Lichtbrechung eines Sonnenstrahls durch ein gläsernes Prisma entstehen (in der Natur der sogenannte Regenbogen). Es werden drei Grundfarben unterschieden - Gelb, Blau, Rot, und drei abgeleitete Farben, die durch die Mischung entstehen - Grün, Orange und Violett. Alle sind so aufgereiht, dass diese kontinuierlich ineinander übergehen.

Eine Harmonie aufgrund des farblichen Kontrasts erzielt man in dem Farbpaare ausgesucht werden, die sich im Farbkreis einander gegenüber befinden. Dieses sind Rot - Grün, Gelb - Blau, Orange - Blaugrün, Gelbgrün - Violett. Diese werden als Ergänzungsfarben bezeichnet (Komplementärfarben).

Laut dem Gesetz des simultanen Kontrasts wirken zwei Komplementärfarben nebeneinander gelegt so, dass jede einen Teil der anderen annimmt und somit ein sich potenzierendes Paar gebildet wird. Diesen Effekt nennen Addition von Farben. Die praktische Anwendung kann der folgenden Tabelle Nr. 2 entnommen werden

Tabelle Nr. 2
BaumcharakterGlasurfarbe
Rote Blätter des Japanischen Ahornsgrünblaue Glasur
Apfelbaum mit roten FrüchtenGrüne Glasur
Mispel mit orangen FrüchtenBlaugrüne Glasur
Gelbe Blätter des Japanischen AhornsGebrochene, blaue Glasur
Leicht violette Blüten der WistarieLeichte gelbgrüne, gebrochene Glasur
Weißdorn mit roten BlühtenGrüne Glasur
Gelb blühendes FingerkrautBlaue Glasur

In der Bonsaischöpfung werden zumeist keine reinen Farben, so wie diese auf dem oswaldschen Kreis aufgeführt sind, verwendet. Die Farbintensität wird entsprechend der Farbintensität der Pflanze, für die das Gefäß bestimmt ist, niedergesetzt. In der Malerpraxis erzielt man dieses durch die kontinuierliche Zugabe von grauer Farbe.

Bei der Wahl von geeigneten Kombinationen an Komplementärfarben kann nicht mit einer geometrischen Genauigkeit vorgegangen werden. Es ist hier vielmehr von einer individuellen, sensiblen Vorgehensweise des Züchters abhängig. Die Farbempfindung muss entwickelt werden. Ein schöpferischer Mensch sucht dafür Gelegenheiten in der Natur, an Ausstellungen und in der Literatur.

Bild Nr. 2: Ein schönes Beispiel einer sensiblen Farbauswahl des Gefäßes aufgrund der farblichen Ähnlichkeit



Bild Nr. 3: Ein Beispiel für Harmonie aufgrund des farblichen Kontrasts. Die gelborange Farbe der Blätter wird durch die blaue Schale potenziert.



Die Photographie wurde aus der Zeitschrift bonsai art übernommen.

Auf dem Weg zur Harmonie wünsche ich Ihnen, dass Ihre Bemühungen zu einem ständigen, schönen Spiel werden.



Bonsaischalen mit Dekor


Beim Nachdenken hinsichtlich der Auswahl eines Gefäßes für die entsprechende Bonsaipflanze ist die Überlegung grundlegend, in welchem Maß dekorative Elemente geeignet sind.

Eine Warnung sollte an dieser Stelle ausgesprochen werden, dass eine intensive Gestaltung die Aufmerksamkeit von der Pflanze ablenkt. Das Gefäß sollte vor allem seine Funktion erfüllen. Diese besteht in der Platzbildung, dem Schutz, der Sicherstellung von ausreichender Feuchtigkeit und Nährstoffen, des Wurzelballens. Schließlich wird dadurch auch eine bestimmte Atmosphäre einer natürlichen Umgebung dieser Pflanze vermittelt. Eine richtig gewählte Bonsaischale hat auch einen dekorativen Wert ohne die Verwendung von Dekor. Wir empfehlen keine selbstnützigen, formalen Verzierungen zu verwenden. Einige Schöpfer leiden unter einem Gefühl von Unzulänglichkeit beim Anblick auf eine schlichte, saubere Form mit schöner Oberfläche. Es überwiegt bei diesen Menschen der Drang „leeren Raum“ von oben nach unten, von links nach rechts, je mehr desto besser aufzufüllen. Damit erhöht sich in deren Augen der Wert des Produkts. Im Unterbewusstsein dieser Menschen besteht anscheinend ein überdauernder Einfluss von historischen Pseudostilen des 19. Jahrhunderts. Bewundert wurden längst vergangene Epochen der Gotik, Renaissance und des Barock. Eine häufige und manchmal bereits geistlose Formenlehre und dekorative Elemente führten zu dem verwurzelten Gefühl, in dem das Verlangen nach Schönheit mit der Menge an Dekorelementen verschwimmt.

Der sich beschleunigende Lebensrhythmus des 20. Jahrhunderts bringt andere ästhetische Werte mit sich. In den Vordergrund gelangt vor allem die Funktionalität und die Bewunderung der schlichten, zweckdienlichen Form. Das Schmückwerk ist die selbige Oberfläche des edlen Materials. Das moderne europäische Design findet an übermäßigen Details kein gefallen. Anders kann dieses jedoch in z.B. einigen asiatischen Ländern sein. In denen die traditionelle Lebensart überdauert.

Die schöne Verbindung einer alten Tradition mit modernem Verständnis von Ästhetik spiegelt sich heute auf japanischer Keramik wider.

Unter dem Dekor verstehen wir die schöpferische Lösung von flachen Gefäßen. Dieses kann rein flächenbezogen sein, grafische und malerische Mittel ausnutzten. In diese Kategorie gehören verschiedene Techniken des Stechens, einfarbiger Federzeichnungen, Pinselzeichnungen, Kaligraphie oder ausgesprochen malerischer Tätigkeiten. Traditionell ist auch die plastische Verzierung, die eher in den Bereich der Bildhauerkunst gehört.

Bei der Auswahl sollte man immer den Einklang zwischen dem Dekor und dem Charakter der Bonsaipflanze suchen. Die Harmonie sollte immer aus der Sicht der Form und auch des Inhalts erzielt werden.

Aus dem Blickwinkel der Form – wägt man die Eignung einer abstrakten Form unter der Ausnutzung von geometrischen Elementen zur Verzierung ab (beginnend mit einer Flächenteilung bis hin zu einem Ornament), aber auf der anderen Seite wählen wir mehr oder weniger einen naturbezogenen Weg, der einen Teil der Natur nachahmt. Es liegt am Schöpfer, dass er nicht durch die einfache, optische Beschreibung der Tatsache befriedigt ist. Von der Natur dürfen wir uns ihre gestalterischen Mittel ausleihen (Linien, Flächen, Struktur, Farbe) und schöpfen muss man selbst auf der Grundlage des eigenen tiefen Erlebnisses.

Es kommt sehr auf die Gesamtauffassung der Verzierungsform an. Hier kann man sich auf einer breiten Skala beginnend mit einer grafischen, filigranen Ausdrucksweise bis hin zu einer monumentalen, rasanten Ausdrucksform bewegen.

Eine feine, leichte, lineare Zeichnung oder Malerei wir gut mit einem subtilen Bonsaigewächs, mit elegantem Stamm, korrespondieren. Dem gegenüber benötigt ein majestätischer Baum ein simpler aber monumentaler Dekor.

Insgesamt kann gesagt werden, dass jede Verzierung der Pflanze eine Erleichterung bringt, der Pflanze ein wenig Ruhe und Würde nimmt. Aus diesem Grund muss genau abgewogen werden, ob dieses auch bei Schalen von Nadelbäumen Verwendung finden sollte. Es wird auf jeden Fall empfohlen maximal die Farbigkeit einzuschränken. Eher wählt man ein dezentes Ornament, einen Stich oder die Zeichnung in dunkleren, gedämpften Tönen.

Malerisch gestaltete farbige Verzierungen passen besser zu blühenden Bonsaipflanzen und Bäumen mit markanten Früchten. Eine breite Anwendungsmöglichkeit befindet sich bei Komplementärpflanzen, die zur Belebung von Ausstellungen oder in der Kategorie MAME verwendet werden. Die verzierten Schalen dieser Gewächse verstärken das Gefühl von Verspieltheit und Anmut.

Man sollte den Bezug nicht vergessen, der zwischen dem Baum und der INHALTLICHEN SEITE DES DEKORS entsteht. Diese ist besonders bei Arbeiten chinesischer und japanischer Maler zu sehen. Deren Kunst ist mit einer Symbolik verwoben, die zu respektieren ist.

Bei der Kaligraphie besteht das gleiche Problem. Der Textinhalt, wenn auch nicht für alle von uns verständlich, sollte immer im Einklang mit der Pflanze sein.

Bei der Verwendung von verzierten Gefäßen sollte Bedachtsamkeit und Zurückhaltung geübt werden. Die dekorativen Elemente sollten lediglich die Form ergänzen und beleben. Verwendung sollten diese lediglich finden, wenn der Schöpfer einen lebendigeren, ausdrucksvolleren Eindruck schaffen möchte, als dass der Fall bei einer glatten Schale ist. Man sollte nur einige Gefäße mit Dekor in der Sammlung haben. Diese sind vereinzelt und außerordentlich und deshalb legen wir Wert auf einen erhöhten Ausdruck ihrer ästhetischen Qualität. Es sollte uns kein Seriendekor, Dekor in unendlichen Mengen, welches den ursprünglichen Gedanken nicht beinhaltet, befriedigen. Zumeist handelt es sich um Druck- oder formale Stichmuster. Unsere Bäume jedoch verdienen das Beste.

Die oben dargestellten Bonsaischalen wurden im Atelier KLIKA & KUØÁTKOVÁ gefertigt. Autorin des Dekors ist TAJ-ÜN Hejzlarová.